Hamburger Hells Angels Gründer gestorben



Er war der „Mann fürs Grobe“: Mario Amtmann (65) gehörte zur ersten Hells Angels Rocker Riege, die in den frühen 1970er Jahren auf Hamburgs Straßen für Aufsehen sorgte und Angst und Schrecken verbreitete. Erst als Bloody Devils, später als Hells Angels. Am Sonntag hat der Rocker seinen letzten Kampf verloren – er starb in einem Krankenhaus in Schleswig-Holstein.

Anfang der 70er Jahre gab es in Hamburg schon einige Motorrad-Gangs. Die meisten waren harmlos. Nicht so die „Bloody Devils“. Ihre Devise: Erst zuschlagen, dann fragen. Das galt auch für Mario Amtmann. Mit seinem Freund Rainer Kopperschmidt führte er die „Teufel“ an. 1971 gründeten sie dann das erste deutsche Charter der Hells Angels – nachdem Kopperschmidt in die USA gereist war und die Ur-„Höllenengel“ um Erlaubnis gefragt hatte.

Schnell avancierten die Rocker zu einer der mächtigsten Banden in Hamburg. Eine ihrer ersten Maschen: Sie gingen in Kneipen, verwüsteten das Mobiliar, urinierten an den Tresen, prügelten wahllos auf Gäste ein. Insbesondere in der Schanze, wo die Rocker ihr Vereinslokal, das Angels Place, eröffneten, terrorisierten sie die örtlichen Wirte, kassierten monatlich bis zu 10.000 Mark Schutzgeld. Wer die „Wegbleibgebühr“ nicht zahlte, bekam „Besuch“. Mehrfach rasten die Rocker mit ihren Motorrädern mitten in die Kneipen.

1983 holte die Polizei zum Gegenschlag aus. Großrazzia mit 500 Beamten. Die Hells Angels und ihre Symbole wurden in Hamburg verboten. Doch der große Prozess endete mit einem Flop. Die Rocker schüttelten sich kurz, saßen ein paar Knastjahre ab und zogen dann auf dem Kiez und dem Straßenstrich die Fäden.

Erpressung, Drogenhandel, Prostitution, Waffenschmuggel – das kriminelle Betätigungsfeld der Rocker wurde breiter – und der Einfluss immer größer. Immer dabei: Mario Amtmann, der sich als „Vereinschef“ um Ausflüge kümmerte, als „Sergeant at Arms“ der Mann fürs Grobe war oder auch als Vize-Präsident den Hells Angels ewige Treue schwor.

Für Schlagzeilen sorgt ein blutiger Überfall im April 1973: Amtmann soll mit sieben Kollegen den Tankwart, Ex-Rocker und Kirchenhelfer Dieter König (20) im Partykeller der Apostelkirche in Eimsbüttel verprügelt und schließlich erstochen haben. Über den Grund gibt es mehrere Spekulationen: Zum einen hieß es, König soll einen „Hupenring“ eines „Angel“-Autos gestohlen haben. Aber auch Streitigkeiten über den Einlass in den Partykeller könnten der Auslöser gewesen sein.

Sieben Jahre später starb auf Sylt ein Disco-Chef unter den Stichen mehrerer Hells Angels.
Noch bis in die frühen 2000er war Amtmann als Vize Presi tätig, bevor ihn eine Erkrankung dazu zwang, sich nach 37 Jahren aus den Geschäften zurückzuziehen. „Mario war Teil der deutschen Rockergeschichte. Mit ihm hat sich ein langjähriger Freund aus frühester Jugend verabschiedet. Ich bin sehr, sehr traurig“, so Kiez-Urgestein Karl-Heinz Schwensen.

Amtmann starb aus bisher unbekannten Gründen am Sonntag in einem Krankenhaus in Schleswig-Holstein. Zu seiner Beerdigung wird das ganze „Höllenengel“-Regiment erwartet. Der Termin dafür ist noch nicht bekannt.


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