Im Geheimen waren die Durchsuchungen von neun Wohnungen der United Tribuns Rocker am frühen Mittwochmorgen in Heidenheim umfangreich vorbereitet worden. Auch das DRK sollte sich bereithalten.
Der vom Polizeipräsidium Ulm gesteuerten Aktion war größte Geheimhaltung vorausgegangen, und so zeigte man sich selbst im örtlichen Polizeirevier Heidenheim zumindest vom Inhalt des Großeinsatzes überrascht, der am Mittwochmorgen an verschiedenen Stellen Heidenheims gestartet worden ist.
Ein Großaufgebot von Beamten in Uniform und in Zivil nahm an verschiedenen Orten Heidenheims Durchsuchungen vor, die im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren gegen eine Rockerähnliche Gruppierung aus dem Raum Heidenheim zu sehen sind.
Mit Kettensäge in Disco
Dem von der Staatsanwaltschaft Ellwangen angeordneten und von der Kripo Ulm gesteuerten Zugriff liegt ein schon länger zurückliegender Vorfall in der Heidenheimer Innenstadt zugrunde.
Ende Februar war kurz nach Mitternacht in der Diskothek Brenz Club in der Olgastraße eine Gruppe von etwa 15 Männern aufgetaucht und hatten Gäste des Lokals in Angst und Schrecken versetzt. So waren Angehörige des Sicherheitspersonal und Besucher mit einer Kettensäge und Baseballschlägern bedroht worden.
Schutzgelder erpresst?
Nach Augenzeugenberichten hatte es sich bei den Eindringlingen um Mitglieder der United Tribuns gehandelt – also jener Gruppierung, deren 29-jähriger Vizepräsident im April vergangenen Jahres bei einer Schießerei in der Clichystraße von einem 26 Jahre alten Black Jackets Mitglied getötet worden war.
Nach unbestätigten Berichten soll der Auftritt in der Disco nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen sein, doch ist Ruhe eingekehrt, seit die Stadt Heidenheim gegen den 28-jährigen den United Tribuns Präsident und drei weitere Personen ein längerfristiges Aufenthaltsverbot für diesen Bereich ausgesprochen hat.
Starke präsenz rund um die Disko
Keine Ruhe gab und geben hingegen die Hüter der öffentlichen Ordnung. Die Staatsanwaltschaft Ellwangen und die Kriminalpolizei nahmen Ermittlungen auf, in deren Verlauf sich unter anderem der Verdacht ergeben hat, dass die Gruppe mit ihrem martialischem Vorgehen Schutzgelder des Diskotheken-Betreibers erpressen wollte.
Neben diesen Ermittlungen zeigte die Polizei in den Wochen nach dem Vorfall starke Präsenz im Umfeld des Lokals. Mit den in diesem Zusammenhang gestarteten Durchsuchungen wollten Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Erkenntnisse gewinnen und mögliche Beweismittel finden.
Ob und in welchem Umfang dies gelungen ist, wird sich erst zeigen, wenn die Auswertung der verschiedenen Gegenstände erfolgt ist, die am Mittwoch von den Einsatzkräften sichergestellt worden sind. Dabei handelt es sich nach Angaben der Polizei um Handys und Datenträger. Außerdem fanden die Beamten wenige Gramm Rauschgift.
Die Durchsuchungsaktion war mit umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen verbunden. So war das Deutsche Rote Kreuz bereits am Vorabend gebeten worden, zusätzlich drei Rettungswagen bereitzuhalten, um im Notfall mit ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung zu stehen.
Größtmögliche Sicherheit
Bevor die Beamten dann gegen 6.30 Uhr zeitgleich die auf der Liste stehenden Häuser betraten, wurden Anwohner per Megaphon aufgefordert, in den Gebäuden zu bleiben.
„Da fuhren viele Polizeiautos vor,“ berichtet ein Anwohner der Hölderlinstraße anonym, der auch beobachtet haben will, wie ein Auto beschlagnahmt wurde: „Von Gewaltanwendung habe ich nichts gesehen.“
Alles in allem hat die Polizei zehn Objekte inspiziert. Eines davon findet sich in Böblingen, wo offenbar ein Mitglied der rockerähnlichen Gruppe seinen Wohnsitz hat. Die neun Einsatzorte in Heidenheim – größtenteils Wohnungen, aber auch Firmengebäude – wurden seitens des Polizeipräsidiums Ulm nicht näher beschrieben.
Keine Festnahmen
Nach HZ-Informationen lagen die Objekte unter anderem im Bereich der Giengener Straße, in Mergelstetten und in der Heidenheimer Innenstadt. Auch im Bereich der Wilhelmstraße, etwa auf Höhe der Ritteranlagen, wurden Polizeikräfte gesichtet.
Zu Festnahmen ist es nach Angaben von Polizeisprecher Wolfgang Jürgens nicht gekommen. Allerdings schlossen sich an die offene Ermittlungsmaßnahme Vernehmungen einiger Personen an, die aufs Polizeirevier in die Schnaitheimer Straße gebracht worden waren.
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