Präsident der United Tribuns geht gegen Ärzte vor


Der Chef der Kieler Rocker Gruppe United Tribuns wurde 24 Mal wegen Körperverletzung verurteilt.Im Januar starb seine bildhübsche Tochter Gina (29) in seinen Armen – an Krebs.

 Michael Behrens macht die behandelnden Ärzte dafür verantwortlich und geht jetzt gegen sie vor. Er kann sich genau an jeden einzelnen Tag erinnern, an jede Uhrzeit, an jedes Ereignis, an all das, was das Schicksal seiner Tochter Gina besiegelte. Er blättert durch Papiere, um sicher zu gehen, dass er nichts vergisst. Das ist ihm wichtig, denn schließlich geht es um Gina. Am 31. Januar ist seine Tochter gestorben mit gerade einmal 29 Jahren. „Sie ist in meinen Armen eingeschlafen“, sagt Michael Behrens Präsindent der United Tribuns MC Kiel. Tränen laufen dem Präsidenten der United Tribuns über die tätowierten Wangen.

Als seine Tochter starb, hatte sie einen 16-monatigen Leidensweg hinter sich. Im September 2015 erhielt sie die Diagnose: akute Leukämie. Es folgten Chemotherapien, Reha-Aufenthalte und eine von ihrem Vater und der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) initiierte Typisierungsaktion (wir berichteten). Schließlich die rettende Nachricht, dass ein passender Spender gefunden wurde. „Gina war so glücklich“, erinnert sich Behrens. Jetzt sollte alles wieder gut werden. „Nach der OP waren die Werte super.“ Nur ihr Immunsystem sei noch im Keller gewesen, und das linke Bein habe ihr noch weh getan. „Das ist ein eingeklemmter Ischiasnerv, haben die Ärzte gesagt.“ Die Schmerzen im Bein habe Gina von Anfang an gehabt, deswegen sei sie 2015 überhaupt zum Arzt gegangen, erzählt der 53-Jährige.
„Ich werfe mir heute vor, dass ich sie da nicht früher rausgeholt und eine zweite Meinung einholt habe.“ Behrens greift nach seinem Handy und zeigt MRT-Aufnahmen. Denn Gina hatte keinen eingeklemmten Ischiasnerv, sondern einen Tumor in der Hüfte, der sich schließlich in den Rücken ausbreitete. „Am Ende konnte sie ihr Bein nicht mehr bewegen.“ Irgendwann konnte sie dann auch ihren Arm kaum noch bewegen, die Schmerzen wurden immer schlimmer. „Am Ende hat sie Morphium gekriegt. Anders war das nicht mehr auszuhalten.“ Nach der Diagnose fährt der Vater mit Gina nach Heidelberg zu einem Spezialisten. „Aber der hat nur noch den Kopf geschüttelt. Es war zu spät.“

Jetzt will Behrens weiter für seine Tochter kämpfen. „Sie hat sich immer wieder gefragt, warum die Ärzte nicht auf sie gehört haben. Dann könnte sie jetzt vielleicht noch leben.“ Schließlich habe sie den Ärzten immer von ihren Schmerzen im Bein erzählt. „Aber die Ärzte sind immer bei der Ischiasnerv-Geschichte geblieben“, so Behrens. Auch als er Gina, die vor Schmerzen schrie, in die Notaufnahme des UKSH gebracht habe, sei die Diagnose nicht revidiert worden. Stattdessen wollte man sie in die Schmerzklinik einweisen und dort medikamentös so einstellen, dass sie schmerzfrei ist. Davor sei ein MRT gemacht worden, darauf war der Tumor deutlich zu erkennen. Das war Ende Dezember.
„Ich weiß, dass jeder Mensch Fehler macht“, sagt Behrens. Dennoch will er nicht ruhen. „Ich habe Gina versprochen, darauf aufmerksam zu machen, um ihr so Gehör zu verschaffen. Das, was sie bei den Ärzten nie erreicht hat.“ Ihre Geschichte könne doch nicht wie ein Buch einfach so zugeklappt werden, nur weil sie nun sterbe, habe Gina ihm kurz vor ihrem Tod gesagt. „Du musst Dich darum kümmern, hat sie mir gesagt, und dafür sorgen, dass sie zuhören. Auch bei anderen Patienten.“

Wütend macht Behrens vor allem, dass die Ärzte nicht dazu stehen, dass sie eine falsche Diagnose gestellt haben und sich entschuldigen. „Das ist etwas, was ich eigentlich erwarte.“ Ob ein Behandlungsfehler vorliege, versuche nun die Rechtsmedizin herauszufinden, die alle Unterlagen vollständig untersuche, so Oberstaatsanwalt Axel Bieler: „Wir haben hinreichende Anhaltspunkte, dass ein strafbares Verhalten vorliegen könnte.“

Gina Behrens war im September 2015 an Leukämie erkrankt. Nach einer Spende schien sie zunächst geheilt. Sie litt allerdings unter immer stärker werdenden Schmerzen im Bein. „Der Ischiasnerv sei entzündet, haben die Ärzte immer gesagt“, sagt Michael Behrens und kämpft immer noch mit den Tränen. Denn Gina hatte keinen entzündeten Ischias, sondern einen Tumor in der Hüfte, den die Ärzte erst erkannten, als es zu spät war, erzählt der Vater. „Sie hat ihnen immer wieder erzählt, dass sie Schmerzen im Bein hat. Aber die Ärzte sind bei der Ischiasnervgeschichte geblieben.“ Deshalb habe er Anzeige erstattet.

Das Universitätsklinikum kann zu den Ermittlungen nicht Stellung nehmen: „Es ist uns unmöglich, uns zu äußern, da wir keine Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht haben – und es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, sagt UKSH-Pressesprecher Oliver Grieve. Das Städtische Krankenhaus habe Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen voll unterstützt, betont Geschäftsführer Roland Ventzke. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die ärztliche Behandlung nach allen Regeln der Kunst abgelaufen ist“, so Ventzke weiter.



Germany - Bild.


Comments