Razzia gegen La Familia Saarbrücken


Drogenhandel, Falschgeld, getürkte Fahrkarten: Die Vorwürfe gegen Mitglieder der Rocker wiegen schwer. Polizisten in blauer Uniform stehen im Eingang eines Eckgeschäfts in der Burbacher Jakobstraße 2. Davor parkt ihr großer Einsatzwagen. Die Ladentür steht sperrangelweit offen.

Es ist acht Uhr am Dienstag, als die groß angelegte Razzia im Saarbrücker Stadtteil losgeht. Sie richtet sich gegen Mitglieder der Rockerbande La Familia, die hier einen Club unterhält. Von außen ist er vor neugierigen Blicken bestens geschützt: Rote Folie schirmt die Schaufenster ringhersum ab. Darauf gedruckt: ein martialisch-grimmig dreinschauender Totenkopf mit Mütze und Initialen der Gruppe. Gitter schützen die großflächigen Scheiben des alten Hauses, als befürchteten die Betreiber des Ladens Randale und Attacken.

Drinnen sind Männer zugange, durchsuchen die Räume. Die Fahnder wollen Beweise sichern.
Beweise, die womöglich Mitglieder der Splittergruppe der berüchtigten Hells Angels MC Saarbrücken gleich mehrerer Straftaten überführen könnten. So verdächtigt die Saarbrücker Staatsanwaltschaft acht Männer, Blüten unters Volk zu bringen. Das ist noch nicht alles: Sie sollen mit Drogen einen florierenden Handel betreiben. Banden- und gewerbsmäßig. Außerdem sollen die Rocker Fahrscheine türken; Urkundenfälschung, wie es so schön im Amtsdeutsch heißt.

Harte Vorwürfe, die nach monatelangen Ermittlungen des Dezernats Organisierte Kriminalität beim Landespolizeipräsidium im Raum stehen. Diese überzeugten offensichtlich einen Richter am Saarbrücker Amtsgericht davon: Die Clubräume in dem Saarbrücker Stadtteil müssen durchsucht werden. Und nicht nur die. Die La Familia Basis in St. Wendel steht ebenfalls auf der Liste sowie acht Wohnungen im Landkreis St. Wendel und im Regionalverband Saarbrücken. Die Ausbeute der Ermittler an diesem Vormittag ist beachtlich: Acht Kilo Drogen stellten sie sicher. Hinzukommen Berge von Waffen, darunter illegale wie Elektroschocker und Macheten.

Während die Fahnder im Gebäude arbeiten, sind Vertreter der unter Beobachtung stehenden Rockergruppe nicht zu sehen, die sich an ihrer Kluft zu erkennen gäben. Die Aktion läuft ruhig ab. Was in Rockerkreisen nicht immer üblich ist. Besonders die weltweit gefürchteten Hells Angels, denen sich La Familia Saarbrücken verbunden fühlt, sind für Milieustraftaten wie Gewalt und Rauschgiftgeschäfte bekannt. Insbesondere ihre Rivalität mit den konkurrierenden Bandidos sorgte schon oft für blutige Schlagzeilen. So lieferten sie sich beispielsweise in Europa einen erbitterten Rockerkrieg. Mitglieder schreckten vor Mord nicht zurück.

Über die Splittergruppe La Familia ist recht wenig bekannt. Nur dass sie sich als Unterstützer der großen Vorbilder sehen. In Saarbrücken gibt sich die Gruppe testosterongesteuert: So preist sie eine Sommerparty mit den Vorzügen einer Oben Ohne Bedienung sowie Streaptease an.


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