SEK stürmt Hells Angels Weihnachtsfeier

Erst kamen Rocker, dann die Polizei und jetzt auch noch die Politik: Die Weihnachtsfeier der Hells Angels in Düsseldorf-Rath sorgt auf verschiedenen Ebenen für Theater.

1. AKT: DIE PARTY.
Freitagabend, die Theodorstraße in Rath, Club „District 6“: Ein nach eigenen Angaben dem Rocker-Club „nahe stehender“ Altstadtwirt hat geladen.
Laut ihm sind 40 bis 100 Rocker da, der Rest „ganz normale Leute“. Die Polizei steht von Anfang an vor der Tür. Sie filzt 387 Personen und 127 Fahrzeuge, findet fünf Messer und zwei Leute, gegen die ein Haftbefehl besteht.

2. AKT: DAS SEK.
Um 0 Uhr, die Party ist noch in vollem Gange, rückt das SEK NRW mit einem umgebauten „Ford“-Transporter an: Auf der Rampe (Marke „Patriot 3“) stehen Elitepolizisten mit Maschinenpistolen.

SEK Nordrhein-Westfalen Kollegen stürmen den Laden, fesseln mehrere Verdächtige. Fenster und Stühle gehen zu Bruch. Ein Richter hatte die Razzia genehmigt, weil sich seit 18 Uhr „Hinweise auf das Vorhandensein von Waffen“ ergeben hätten, so die Polizei.

3. AKT: DIE NACHWEHEN.
Laut Polizei werden bei dem SEK-Einsatz vier Menschen leicht verletzt, drei weitere mussten „aufgrund internistischer Probleme ärztlich behandelt werden“.
Während die Polizei sagt, dass niemand ins Krankenhaus gekommen sei, zählt die Feuerwehr zwei Kliniktransporte. Darunter ein Vertrauter von Hells Angels Boss Frank Hanebuth.

Der Rocker Anwalt präsentiert am Sonntag weitere Verletzte vor der Presse. Darunter eine Frau, die sagt, sie sei von einer auffliegenden Tür K.O. gegangen und habe sich das Sprunggelenk gebrochen.
Die Polizei kündigte an „wie immer nach solchen Einsätzen eine intensive Nachbereitung“ zu machen. Sprecher Marcel Fiebig: „Wer als Beteiligter der Auffassung ist, unangemessen behandelt worden zu sein, kann Beschwerde einlegen oder Anzeige erstatten.“ Bisher habe ein Gast Anzeige erstattet.



4. AKT: DAS POLITIKUM.
Was erst gestern klar wurde: Die Rocker-Feier fand in einem Mietshaus der „Städtischen Wohnungsgesellschaft“ (SWD) statt, das zudem in einer Kooperation des „Selbstverwalteten Wohnprojekts Theodorstraße“ (SWT) mit dem Jugendamt bewirtschaftet wird.
 Hans-Jürgen Kapust, Vorstand des Kooperationspartners des Jugendamts, ist „entsetzt“: „Wir betreiben einen Kindergarten, machen anerkannte Jugendprojekte. Eine Rocker-Party hat dort wirklich nichts zu suchen.“ Jugendamtsleiter Johannes Horn: „Es muss geklärt werden, wie das möglich war.“

Über ihren Anwalt beschwerten sich die Hells Angels am Wochenende über den Einsatz der Polizei, der übertrieben und nicht gerechtfertigt gewesen sei.
Allerdings rückten Rocker des Ablegers Hells Angels MC D-City vor gut zwei Wochen selbst noch in einer Altstadt-Dönerbude an, die danach ebenso verwüstet aussah, wie jetzt die Party-Kneipe.

Ein Ermittler: „Das die Rocker sich jetzt als Opfer geben, ist der blanke Hohn.“


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