Auftragskiller im Hamburger Kiez

Auftragskiller
Ein seit Jahren ungelöster Fall im Rotlichtmilieu Hamburg und der mysteriöse Mord an einem jungen Hamburger Boxer. Möglicherweise gibt es da eine Verbindung, vermutet die Polizei und veröffentlicht nun ein Video.

Der Schütze hatte bereits auf sein Opfer gewartet: Im November 2013 wird ein damals 24 Jahre altes Hamburger Hells Angels Mitglied an der Rennbahnstraße in Horn mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Drei Kugeln treffen Tim B. Trotz der Schusswunden kann er sich in seine nahe Wohnung schleppen. Er überlebt. Der Täter konnte bislang nicht ermittelt werden.

Doch möglicherweise gibt es eine heiße Spur. Und die könnte nach Informationen von WELT zu einer anderen spektakulären Gewalttat führen, die derzeit von der Itzehoer Polizei ermittelt wird.

Mehr als vier Jahre nach dem Anschlag auf das Mitglied der Hells Angels Hamburg hat die Polizei ein Video der Tat im Internet veröffentlicht. Die Qualität der Aufnahmen ist schlecht. Doch die entscheidenden Details sind gut zu erkennen: der Schütze und seine Flucht in einem Auto mit Pinneberger Kennzeichen.

Ein Machtkampf zwischen den Hells Angels MC und anderen Rockergruppen schlossen die Ermittler damals schnell aus. Vielmehr vermuteten sie einen Streit im Rotlichtmilieu, in dem Tim B. aktiv war.

Mehrere Frauen ließ er für sich anschaffen, darunter auch seine damalige Verlobte, die ihn begleitete, als die Schüsse fielen. Möglicherweise ging es um einen Streit um Prostituierte. In Hamm sollen die Hells Angels Hamburg damals in einen Erotikklub investiert haben, der dann pleiteging. Die Polizei begann wegen versuchter Tötung zu ermitteln – bislang ohne Erfolg.

Doch das könnte sich ändern. Florian Abbenseth, Sprecher der Hamburger Polizei, erklärte am Donnerstag: „Im Zusammenhang mit den Ermittlungen der Kriminalpolizei Itzehoe zum Mord am Boxer Tunahan K. im Sommer 2017 haben sich zwischenzeitlich neue Ermittlungsansätze in Bezug auf das versuchte Tötungsdelikt vom 4.11.2013 ergeben.“

Die Kommissare der Polizei Itzehoe bearbeiten derzeit einen Fall, der sie an die Grenzen bringt und für den sie eigens eine Sonderkommission eingerichtet haben: den Mord an dem jungen Hamburger Boxer Tunahan K. Er war im Juni vergangenen Jahres verschwunden, seine Leiche wurde später in einem Waldstück in der Nähe der A7-Raststätte Holmmoor gefunden.

Die Itzehoer Polizei geht davon aus, dass Tunahan K. vom Hamburger Berufsverbrecher Frank Lindner getötet wurde. „Franky“ – der zuletzt eine Rentnerin in Appen umgebracht hatte, und sich dann Anfang dieses Jahres in seiner Zelle in Itzehoe tötete – galt als Mann fürs Grobe auf dem Kiez. Er erpresste, schüchterte ein und schoss auch gegen Honorar. Auf seinem Grundstück ganz in der Nähe des Fundorts der Leiche entdeckten die Beamten Munition und Waffen, die zum Fall Tunahan K. passen.

Wie WELT erfuhr, könnte Lindner auch im Fall der Schüsse auf Tim B. eine entscheidende Rolle gespielt haben. Welche, ist unklar. Vielleicht hatte er selbst geschossen, möglicherweise war er aber auch der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf den Hells Angels Member.


Germany -WR.

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