Mordversuch an Hells Angels Chef

Mongols Hamburg
Wie teilt man seinem Liebhaber im Knast mit, dass man gleich einen Mordanschlag auf seinen ärgsten Rivalen ausführen wird? Die Theorie des LKA: über den RTL-Videotext! Das Chat-Relikt aus den 90er Jahren soll im Vorfeld des versuchten Mordes an dem Hamburger Hells Angels Chef Dariusch „Dari“ F. eine zentrale Rolle gespielt haben. Angeklagt sind Mongols Hamburg Rocker Arasch J. (28) und seine Freundin Lisa Melina S. (24).

Ihren Geliebten und Mitangeklagten hat Lisa S. auf ewig am Hals: Auf der rechten Seite prangt ein Tattoo mit einem verschlungenen Schriftzug „Arasch“. Sie ist eine schöne Frau, trägt einen silber schimmernden Pulli, die hellblonden Haare hat sie zu einem Knoten zusammen gebunden.

Laut Anklage soll sie am 28. August 2018 den Wagen gefahren haben, aus dem ein unbekannter Beifahrer an einer Ampel am Millerntorplatz auf den Bentley des Hells Angels Dariusz F. feuerte.

Der Rocker sitzt seitdem im Rollstuhl.
Die Staatsanwaltschaft wirft Lisa S. versuchten gemeinschaftlichen Mord vor. Schickte Lisa S. dem Angeklagten Nachrichten über den RTL-Text?

Kurz vor den Schüssen erschienen zwei Nachrichten beim RTL-Videochat, unter dem Pseudonym „Lixyz“, abgeschickt von der Handynummer der Angeklagten: „Ich habe das schönste Kleid gefunden“, lautet die erste. Die zweite: „Ich muss noch meine Freundin abholen.“

Ein LKA-Beamter zum Gericht: „Wir gehen davon aus, dass sie über den Videotext mit Arasch R. kommunizierte. Er konnte zwar nicht antworten, ihre Nachrichten aber sehen, wenn er sein TV-Gerät einschaltete.“

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe
Arasch R., Mitglied der Rocker Mongols MC, soll den Auftrag zu dem Mordanschlag gegeben haben, aus dem Knast heraus. Er trägt Bart, finsteren Blick und Tatoos bis zum Hals. Auf der rechten Schläfe ist die Zahl „13″ eingestochen. Wie Lisa S. schweigt er vor Gericht, lässt seinen Anwalt nur knapp ausrichten, dass er die Anstiftung bestreitet.

Am Beginn der Ermittlungen gegen das Pärchen standen Videoaufnahmen vom Kiez. Darauf war der silberne Mercedes Coupé zu sehen, kurz bevor die Schüsse abgegeben wurden. Das Kennzeichen verriet: Der Wagen war auf den Schwager des Angeklagten zugelassen.

Lauschangriff beim Gefängnis-Besuch
Über die in dem Wagen verbaute SIM-Karte konnte die Polizei den Weg des Autos nach dem Mordanschlag verfolgen. Ergebnis: Wenige Stunden nach den Schüssen loggte das Auto sich in Limburg (Hessen) ein, am 1. September in Berlin, dann in Magdeburg und schließlich in Wittenberge, wo die örtliche Polizei ein Foto der Fahrerin machte und nach Hamburg schickte. „Wir haben die Person als Lisa S. identifiziert“, so der LKA-Beamte.

Ein Anruf in der JVA Billwerder ergab: Die junge Frau hatte für den 3. September einen Besuch bei Arasch R. angemeldet – und die Polizei belauschte das Paar im Besuchsraum, in der Hoffnung, etwas zu den Schüssen zu erfahren. Der Beamte: „Der Tatverdacht erhärtete sich.“

Die blonde Lisa trug beim Knastbesuch rote Haare. Arasch R. dürfte nicht überrascht gewesen sein: Dass sie eine neue Haarfarbe hat, hatte „Lixyz“ kurz zuvor schon beim RTL-Videotext angekündigt.


Der Prozess ist bis Ende Mai terminiert.


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