Das Dröhnen der 500 Motorräder war für einige Rotenburger erschreckend. Hells Angels Rocker aus ganz Deutschland trugen am Samstag offenbar ein Hells Angels Mitglied zu Grabe.
Motorrad-Kolonnen knattern am Samstagmorgen durch die Kleinstadt Rotenburg. Anwohner schauen verschreckt auf die Straße, um zu sehen, was da los ist. Einer von ihnen sagt: „Ich dachte hier sei eine Propellermaschine auf der Straße gelandet, so laut war das.“
Doch im Haus am Luhner Forst haben sich ab 8 Uhr in der Früh neben Angehörigen und Freunden des Verstorbenen auch Mitglieder und Freunde der Rockergruppe Hells Angels getroffen. Laut Rotenburger Polizei sind 500 von ihnen mit dem Motorrad angereist. Sie kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Fast alle sind Männer. Der Großteil mit breiten Schultern, dicken Oberarmen und einschlägigen Tätowierungen. Gekleidet waren sie in den szenetypischen Lederwesten, den Kutten. Für Reporter haben sie nur böse Blicke übrig.
Kriminelle Rockergruppe
Laut Bundeskriminalamt (BKA) sind die Hells Angels eine kriminelle Rockergruppe. Immer wieder fallen Mitglieder wegen schwerer Straftaten auf. Die Gesetze des Staates sind ihnen egal. Wenn es sein muss, setzen sie massive Gewalt ein und nehmen Tote in Kauf, so die Einschätzung des BKA.
Darum sind einige ihrer Ortsgruppen, die sogenannten Charter, als kriminelle Vereinigung, verboten. So auch der Club Hells Angels MC Bremen. 2013 wurde er durch den Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) verboten. Seit 2017 ist das Tragen der Clubabzeichen in der Öffentlichkeit deutschlandweit nicht mehr erlaubt.
Beim Treffen in Ottersberg halten sich nicht alle daran. Auf dem Balkon ist ein Mann mit Hells Angels Symbol zu sehen. Die Polizei ist außer Sichtweite mit einem einzigen Streifenwagen vor Ort. Heiner van der Werp ist Pressesprecher der Rotenburger Polizei und sagt: „Wir haben uns bewusst zurückgehalten und die Veranstaltung nur beobachtet.“
Hooligans und Neonazis unter den Gästen
Die selbsternannten Höllenengel haben sich in Rotenburg versammelt, um einen ihrer „Brüder“ zu Grabe zu tragen. Hans-Jörg K. war langjähriges Mitglied der Hells Angels. Eine Szenegröße und als „Jörg der Tätowierer“ bekannt. Unter den Gästen, die sich von dem „Hells Angel“ verabschieden wollen, sind auch Hooligans und Neonazis. Aufgebahrt ist er in einem weißen, offenen Sarg. In großen Buchstaben steht auf dem Deckel: AFFA – Abkürzung für: „Angel forever, forever Angel“.
Hans-Jörg K. starb laut Pressesprecher der Polizei eines natürlichen Todes.
Die Organisation des Trauerzuges haben Mitglieder des Charter Hells Angels West Side übernommen. Einer von ihnen sperrt eigenständig mit seinem Motorrad die Bundesstraße 71 ab. Die Polizei ist zu diesem Zeitpunkt schon abgerückt. Polizei-Pressesprecher van der Werp sagt dazu: „Die haben das vor Ort selber geregelt und den Weg frei gemacht für ihre Gruppe.“ Die Veranstaltung sei ohne Störung abgelaufen.
Gegen elf Uhr fährt der Motorradkonvoi los. An der Spitze fährt ein grauer Geländewagen. Auf der Ladefläche der Sarg, gefolgt von einer weißen Stretchlimousine. Dahinter reihen sich die Motorradfahrer in Zweierreihen auf. Bis alle das Gelände verlassen haben, vergehen rund zehn Minuten. Die Kolonne fährt in Richtung Waldfriedhof. Dort wird Hans-Jörg K. begraben. Die Polizei greift nicht ein, als die Rocker erneut den Verkehr regeln und zum Teil ohne Helm fahren.
Germany - BNU.
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