Warum wurde Aygün Mucuk erschossen

Vor drei Jahren wurde Aygün Mucuk erschossen. Der Mord am Boss der Hells Angels Giessen  gibt den Ermittlern noch immer Rätsel auf.

17 Schüsse fallen im beschaulichen Wißmar. Der Wettenberger Ortsteil ist am 7. Oktober 2016 zum Tatort eines Verbrechens in der Rockerszene geworden. Mindestens zwei Schützen haben in den frühen Morgenstunden auf Aygün Mucuk geschossen. Der Präsident der Hells Angels Gießen stirbt dort, wo die Rocker ihren Treffpunkt haben: Auf dem Gelände ihres Clubhaus.

Hells Angels Gießen: Wer erschoss Aygün Mucuk?

Die Tat, die selbst internationale Medien berichten ließ, jährt sich nun zum dritten Mal. Für Polizei und Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen schwierig. Was mit der Persönlichkeit des Opfers zusammenhängt – und dem Kodex der Rocker. Die Beamten haben unzählige Hinweise bearbeitet und formell zahlreiche Zeugen befragt. Sie gingen an die Öffentlichkeit, präsentierten in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ das Modell einer der mutmaßlichen Tatwaffen. Doch bisher ohne Erfolg.

Hells Angels Gießen: Warum wurde Aygün Mucuk erschossen?
Eine große Dokumentation im ZDF hatte vor einem Jahr drei mögliche Motive für den Mord an Aygün Mucuk aufgezeigt:

Der Machtkampf zwischen alten und neuen Hells Angels ist Grundlage für Theorie 1: Bei den Hells Angels Frankfurt waren einige Jahre vor dem Aufstieg Aygün Mucuks immer mehr junge Männer mit Migrationshintergrund – rekrutiert für den Kampf gegen die Bandidos – dem Club beigetreten. Einer der ersten Neuen mit ausländischen Wurzeln: der Gießener. 2014 gründete er sein eigenes Hells Angels Charter in Gießen. Der Bruch mit den Frankfurtern war bald besiegelt.

Lukrative Türsteherjobs gibt es schließlich nicht wie Sand am Meer. Ging es beim Mord um regionale Streitigkeiten?

Bilder aus dem Clubheim in Wettenberg geben dem ZDF den ersten Anlass für Theorie 2: Zu sehen sind Szenen einer Party für einen Hells Angel, bevor dieser den Gang ins Gefängnis antreten muss. Unter anderem hatte Aygün Mucuk hier seine Familie eingeladen: Offenbar nicht gerade üblich. Die Tatsache, dass er ein Kamerateam nah an sich und seine Leute heranbrachte, ist ebenfalls mehr als ungewöhnlich in der Szene. „Auch im eigenen Charter sind viele von seinen Alleingängen genervt“, heißt es entsprechend in der Dokumentation. Eine andere Szene zeigt Mucuk im Waldorf-Astoria zu Berlin, „während seine Club-Brüder in einem Billig-Hotel mit Schulklassen übernachten.“ War Ärger innerhalb der Gießener Hells Angels Hintergrund für den Mord?

Der Besuch in Berlin liefert auch Anlass für Theorie 3: Aygün Mucuk ist laut ZDF in der Hauptstadt, um der Beerdigung eines Mitglieds der Guerilla Nation beizuwohnen. Der Mann war von hinten erschossen worden. Sogar den Trauermarsch führt der damalige Boss der Gießener Hells Angels an.


Dass die Guerilla Nation den Berliner Hells Angels Probleme macht, dass es sogar zu Auseinandersetzungen kam, stört Mucuk wenig“, wird in der Dokumentation erklärt. Eine Woche später ist der Gießener tot. Führten richtungsweisende Streitigkeiten innerhalb der Hells Angels zum Mord?

Hells Angels Gießen: Charter soll weiter existieren
Das Clubheim in Wißmar gibt es mittlerweile nicht mehr. Bereits wenige Monate nach Mucuks Tod haben die Hells Angels es verlassen. Ob – und wenn ja: wo – die Hells Angels Gießen ein neues Vereinsgebäude bezogen haben, ist unklar. Das Gießener Charter soll derweil weiterhin existieren.

Unter einem neuen Boss.


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