Hells Angels Präsident wegen Prostitution verurteilt

Der Rosenheimer Hells Angels Präsident soll eine junge Alleinerziehende in die Prostitution und massive finanzielle Schwierigkeiten gebracht haben – um sich damit seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Er wurde zu einem 1 Jahr und 8 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Traunstein und des Bayerischen Landeskriminalamtes.

Unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelte die für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität zuständige Fachdienststelle des Bayerischen Landeskriminalamtes seit Juni 2019 gegen den Präsidenten des Charter Rosenheim der Rocker-Gruppierung Hells Angels MC.


Anlass war zunächst der Verdacht des illegalen Handels mit Kokain in nicht geringer Menge, der sich im Laufe der Ermittlungen nicht erhärten ließ. Es ergab sich jedoch der Verdacht auf eine Straftat der Zwangsprostitution und Zuhälterei sowie weitere Delikte.

Prostituierte sorgte für gemeinsamen Lebensunterhalt
Der 36-jährige Rocker aus Schechen führte seit 2018 eine Lebensgemeinschaft mit einer Prostituierten. Während der Mann nicht erwerbstätig war, gab die Frau ihre hohen Einnahmen aus dem Rotlicht-Gewerbe freiwillig an ihn ab und sorgte für den gemeinsamen Lebensunterhalt.

Im Frühjahr 2019 begann er unter Verwendung der sogenannten Loverboy-Masche eine weitere Beziehung zu einer jungen und alleinerziehenden Mutter, welche sich in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten befand.

Gefährliche Loverboy-Masche
Hierbei baut ein Partner durch eine vorgetäuschte Liebesbeziehung eine zunächst emotionale Bindung zum Opfer auf. Diese wird im weiteren Verlauf für die eigentlich geschäftlichen Absichten des Täters genutzt. Dies führte in diesem Fall dazu, dass sich die Frau innerhalb kürzester Zeit ebenfalls prostituierte. In der Annahme, dass sie wie die weitere Lebensgefährtin davon profitieren und sich ihre finanzielle Situation verbessern würde, musste sie ebenfalls ihr verdientes Geld bis auf Kleinbeträge an ihren Hells Angels Zuhälter abgeben.

Unter Ausnutzung des von Beginn an bestehenden wirtschaftlichen und sozialen Abhängigkeitsverhältnisses wurde die Frau mehrfach trotz gegenteiligen Wunsches dazu bewegt, der Prostitution weiter nachzugehen. Statt jedoch ihre Einnahmen in einer Höhe von knapp 40.000 Euro in drei Monaten zur Begleichung der Schulden der jungen Mutter oder einen ihr zustehenden Lebensstandard zu verwenden, finanzierte sich ihr Zuhälter mit dem Geld seinen eigenen durchaus luxuriösen Lebensstil.

So bewohnte er gemeinsam mit seiner ersten Lebensgefährtin in Schechen ein gehoben ausgestattetes Einfamilienhaus und nutzte zuletzt Pkw und Motorräder der Marken Harley Davidson, Bentley und Maserati. Beide sahen das Geld der jungen Frau als zusätzliche Einnahmequelle an.

Geständnis und Urteil wegen Zwangsprostitution
Der Mann wurde im September 2019 festgenommen. Am 12.05.2020 wurde der geständige Rocker durch das Amtsgericht Rosenheim wegen Zwangsprostitution und weiterer Delikte nunmehr zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten ohne Bewährung verurteilt.

Zudem wurden Vermögenswerte des Verurteilten in fünfstelliger Höhe einbehalten. Das Urteil ist rechtskräftig. Der Mann ist bereits in der Justizvollzugsanstalt untergebracht.

Deckmantel einer vermeintlichen Liebesbeziehung schützt nicht vor Strafe
Das Urteil kann als deutliches Signal gelten, dass eine strafbare Ausbeutung von Prostituierten auch dann vorliegen kann, wenn die Geschädigte nicht mit Gewalt zur Ausübung oder Fortsetzung des Gewerbes gezwungen wird, sondern ein Abhängigkeitsverhältnis zum Zuhälter unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Liebesbeziehung geschaffen wird. Der Erfolg der Ermittlungen ist insbesondere auf die enge Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft Traunstein, dem Bayerischen Landeskriminalamt, der örtlich zuständigen Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim sowie weiteren Fachdienststellen des Polizeipräsidium Oberbayern Süd zurückzuführen. Das Hells Angels Charter Rosenheim wurde erst im Mai 2019 neu gegründet.

Noch im selben Jahr wurde das Clubheim der Hells Angels in Tuntenhausen aufgrund des öffentlichen Drucks nach einer Eröffnungsfeier wieder aufgegeben.


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