Kölner Bandidos Präsident soll Schweizer geprellt haben

Michelle Ö. (37) trägt einen lachsfarbenen Hosenanzug und Ballerinas. Ehemann Aykut Ö. (33) hat ein farblich passendes Hemd an. Hier sitzt ein Rocker-Ehepaar im Partnerlook auf der Anklagebank.

Die Liste der Vorwürfe gegen den Präsident der Kölner Bandidos und seine Ehefrau ist lang. Es geht unter anderem um Falschgeld, Verstoß gegen das Waffengesetz, Versicherungsbetrug – und Kuckucks-Kinder, die einem vermögenden Schweizer Geschäftsmann untergeschoben worden sein sollen. Aykut Öztuna wird außerdem der Überfall auf einen Juwelier vorgeworfen.

Laut Anklageschrift verbrauchte die Frau das Geld mit ihrem Ehemann für die Finanzierung des gemeinsamen „exklusiven Lebensstils“ – der Lamborghini, teure Uhren und Luxus-Wohnung mit sich bringt.

Michelle führte jahrelang eine Dreiecksbeziehung. Seit 2013 war sie mit Bandidos Rocker-Boss Aykut verheiratet und parallel mit dem Unternehmer aus der Schweiz liiert. Das wusste Letztere aber nicht. Deshalb sei der Schweizer überzeugt gewesen, selbst der Vater der am 2. Oktober 2017 geborenen Zwillinge zu sein. Doch der wahre Erzeuger ist Rocker-Boss.

Michelles Masche: Sie soll dem betuchten Unternehmer zwei Kuckuckskinder untergejubelt haben und so 2000 Euro pro Monat abgezockt haben. Außerdem sollen fünfstellige Bargeldsummen und mehrmals 100 000 Euro für den angeblichen Kauf einer Wohnung mit Rheinblick geflossen sein.


Über 520 000 Euro soll sie so kassiert haben – für den privaten Lebensunterhalt für sich, Ehemann Aykut und seine Kinder.

Später soll der Geschäftsmann realisiert haben, dass ihn seine angebliche Lebensgefährtin ausgenommen haben soll, einen Ehemann hat und gar nicht von ihm schwanger war. Dem Vernehmen nach soll der Schweizer in der Folgezeit versucht haben, sich das Leben zu nehmen.


Dem Ehepaar wird außerdem vorgeworfen, sechs gefälschte 500-Euro-Scheine in Umlauf gebracht zu haben. Die 37-Jährige soll diese etwa an einem Geldautomaten der Sparkasse Köln Bonn am Neumarkt eingezahlt haben, die Maschine erkannte das Falschgeld aber.

Auch sollen finanzielle Engpässe das Ehepaar dazu verleitet haben, eine Hublot Big Bang Herrenarmbanduhr im Wert von 10.000 Euro als gestohlen zu melden, um die Versicherung zu betrügen. Die Uhr soll später auf danach gefertigten Fotos am Arm von Aykut Ö. zu sehen sein.

Die 37-Jährige, die Betreiberin einer Shisha-Bar auf dem Kölner Hohenzollernring war, soll außerdem mehrfach Schriftstücke eines Geschäftspartners gefälscht haben. Zuletzt, um die Gaststätte ohne Zustimmung des Anteilhabers für 700.000 Euro zu verkaufen.

Dem Rocker-Boss wird auch die Beteiligung an einer Schießerei mit einem Kölner Hells Angels C-Town Member in der Innenstadt vorgeworfen. Auf offener Straße hatten die Männer aufeinander gefeuert.

Die Ehefrau soll ihrem Gatten eine Pistole gereicht haben, nachdem dieser im Büro eines Steuerberaters in der Kölner Innenstadt mit einem Mitglied der rivalisierenden Rocker der Hells Angels Köln aneinander geraten war. Es kam zum gegenseitigen Schusswechsel.

Der Höllenengel wurde dafür bereits verurteilt. Die Staatsanwaltschaft wirft Aykut Ö. in dem Zusammenhang vor, einen Zeugen beeinflusst zu haben. Dieser sollte nicht gegen den anderen Rocker, mit dem sich Ö. zwischenzeitlich wieder vertragen hatte, aussagen.

Der Bandidos Präsident, der in U-Haft sitzt, ist weiter angeklagt, mit zwei Komplizen einen Juwelier in Rösrath überfallen zu haben. Das Trio soll den Schmuckhändler und dessen Frau abgefangen haben und einen Koffer mit Goldschmuck im Wert von bis zu 300.000 Euro erbeutet haben.

Zum Prozessauftakt am Dienstag im Kölner Landgericht schwiegen die Angeklagten zunächst zu den Vorwürfen. Bisher sind 29 Verhandlungstage vorgesehen, ein Urteil soll am 24. September fallen.
Dem Ehepaar, insbesondere Aykut Ö., droht ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt.

Die 37-Jährige, die kürzlich ein weiteres Kind bekam, muss die nächsten Verhandlungstage jedoch nicht im Gericht verbringen. Da zunächst nur Vorwürfe verhandelt werden, die ihren Mann betreffen, bekommt die Rockerbraut „Prozessurlaub“.

Insgesamt sind 29 Verhandlungstage bis zum 24. September angesetzt.


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