Mehrere Bandidos Rocker vor Gericht

Versuchter Mord, Gewalt und Drogen: Mehrere Bandidos Mitglieder und Unterstützer der Bandidos Hagen müssen sich vor Gericht verantworten. Die Rocker sollen versucht haben, zwei Mitglieder einer verfeindeten Gruppe zu erschießen.

Altena/Iserlohn/Hagen – Die Liste der Vorwürfe ist lang: Gegen sechs Männer aus Altena, Hagen und Iserlohn wird ab dem 10. August vor dem ersten Schwurgericht des Landgericht Hagen verhandelt – unter anderem wegen versuchten Mords und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung.

Die Angeklagten im Alter zwischen 27 und 53 Jahre sollen Mitglieder des Bandidos MC sein, mit Ausnahme eines 32-Jährigen, bei dem es sich um den Präsidenten eines Motorradclubs in Hagen handelt, der die Bandidos MC unterstützt, wie das Landgericht mitteilt.

Machtansprüche sichern
Anfang April 2018 wurde in Hagen ein sogenanntes Bandidos Chapter gegründet. Eine streng hierarchisch aufgebaute Gruppe als Teil des Rockerclub, in dem drei der Angeklagten Führungspositionen innegehabt haben sollen.

Die Gründung sei erfolgt, um den Machtanspruch der Bandidos in Hagen gegenüber anderen Motorradclubs, vor allem der verfeindeten Freeway Riders MC, durchzusetzen. In Hagen tobt seit Jahren ein Streit unter rivalisierenden Rockerclubs.

Mann gezwungen, T-Shirt auszzuiehen
Die Staatsanwaltschaft legt den Angeklagten folgende Straftaten zur Last: Am 16. Juni 2018 sollen drei der Angeklagten mit weiteren Personen das Lokal „Privilege Lounge“ in Hagen betreten haben, um einen Mann zu zwingen, sein T-Shirt mit der Aufschrift „81 Supporter“ auszuziehen, da die Aufschrift auf eine Unterstützung der Hells Angels hindeutet.

Als der Mann sich weigerte, soll ein Angeklagter einen Tisch in seine Richtung geworfen haben.
Auf fahrendes Auto geschossen.

Deutlich härter ging es dann am 28. September 2018 in Hagen zur Sache: In der Absicht, ein Mitglied der Freeway Riders MC zu töten, sollen fünf der Angeklagten dem Mann abends mit Schusswaffen in Hagen aufgelauert haben.

Zwei der fünf Männer, ein 32-Jähriger und ein 33-Jähriger, besaßen keine waffenrechtliche Erlaubnis. Letzterer soll die Tat zusammen mit einem weiteren Angeklagten (46) „bereits in den Tagen zuvor den gemeinsamen Plan gefasst haben, den Mann aus niedrigen Beweggründen zu töten“, teilt das Landgericht mit.

Als das Opfer die Bandidos entdeckte, wollte er in seinem Auto flüchten. Mehrere Angeklagte sollen daraufhin gegen das Auto getreten und mit Schlagstöcken darauf eingeschlagen haben, um den Mann zum Anhalten zu bringen. Der 33-jährige Angeklagte soll mindestens einen Schuss auf den Flüchtenden abgegeben haben, verfehlt den Fahrer aber und traf die Stoßstange des Pkw.

Weitere Schüsse sollen auf das fahrende Auto abgefeuert worden sein. Doch keiner traf. Der Mann konnte letztlich unverletzt entkommen“, sagt das Landgericht.

Zweiter Mordversuch einen Tag später
Es folgte ein weiterer Mordversuch einen Tag später: Der 33-Jährige soll am 29. September 2018 in Tötungsabsicht mehrere Schüsse aus seinem fahrenden Pkw heraus auf einen weiteren Mann abgegeben haben, der mit seinem Auto in Richtung des Clubheims der Freeway Riders fuhr.

Sämtliche Schüsse verfehlten ihr Ziel. 81 Kugeln voller Kokain Zudem stellte die Polizei im Februar 2019 im Haus des 46-jährigen Angeklagten einen Schlagring sicher, in der elterlichen Wohnung des 32-Jährigen fanden die Beamten im Januar dieses Jahres insgesamt 81 so genannte „Bubbles“ mit insgesamt mehr als 20 Gramm Kokain.

Für versuchten Mord als schwerstes Delikt müssen die Angeklagten mit einer Freiheitsstrafe von drei bis 15 Jahren rechnen. Für gefährliche Körperverletzung sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren und für Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren vor.

32 Verhandlungstage
Der Prozess beginnt am 10. August um 9.30 Uhr vor dem Schwurgericht des Landgerichts Hagen. Vorgesehen sind 32 Verhandlungstage bis 26. November.


Germany - MRB.

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