Polizei fehlt Einblick in Thüringer Rockerszene


Die Thüringer Sicherheitsbehörden haben aktuell keinen genauen Überblick über die Mitgliederzahlen in der Thüringer Rockerszene. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor. Die Union gab sich daraufhin besorgt angesichts der fehlenden Kenntnisse.

Bei 24 von 31 Rockergruppen in Thüringen haben die Behörden keine Informationen zur Anzahl der Mitglieder. Laut dem Papier kann das Innenministerium derzeit nicht sagen, wie viele Mitglieder die 13 lokalen Stahlpakt MC Clubs, auch Fullchapter genannt, in Thüringen haben. Auch beim Wolfpack MG Germany aus Katzhütte sind keine Mitgliederzahlen bekannt. Bei Wolfpack handelt es sich um einen Unterstützerclub der russischen Night Wolves MC Germany. Diese sollen eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin haben und international gut vernetzt sein. Polizei und Nachrichtendienste beobachten die Aktivitäten der russischen „Night Wolves“ in Deutschland. Ebenfalls unbekannt sind die Mitgliederzahlen des Underdogs MC in Weimar und Mühlhausen.

Zahlen zu Hells Angels Erfurt und Bandidos Weimar

Die Behörden können aktuell nur die Zahlen der Mitglieder bei den Hells Angels Erfurt und den Bandidos Weimar angeben. Bei den Hells Angels sind es neun und bei den Bandidos zwischen zehn und zwölf Mitglieder. Die Hells Angels hatten sich erst 2019 in Erfurt wieder gegründet. Beim Gremium MC Nordhausen gehen die Ermittler von zehn bis 15 Mitgliedern aus. Insgesamt schätzt das Innenministerium die Thüringer Rockerszene als „unauffällig“ ein.

CDU-Innenpolitiker Walk übt Kritik an geringen Kenntnissen der Sicherheitsbehörden

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Raymond Walk, sagte die Antwort des Ministeriums besorge ihn. Scheinbar gebe es einen Erkenntnisnotstand beim Thema Rocker-Kriminalität. „Diese ist aber Teil der Organisierten Kriminalität“, so Walk. Der Innenpolitiker fordert, eine ernsthafte Diskussion darüber zu führen, ob der Verfassungsschutz wieder Rocker-Kriminalität in Thüringen beobachten solle. 2014 hatte die damalige schwarz-rote Landesregierung beschlossen, dass der Geheimdienst diese Aufgabe nicht mehr übernehmen darf. Zudem forderte Walk mehr Personal für den Kampf gegen Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt und den Kriminaldienststellen der Landespolizei.

Immer wieder Kontakte zwischen Rockern und Neonazis

In Thüringen gab es in den vergangenen zehn Jahren immer wieder schwere Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Rockerclubs. Unter anderem hatten sich die Hells Angels und die Bandidos bekämpft. Zudem ermittelte das Thüringer Landeskriminalamt auch gegen Mitglieder des Gremium MC. Auch im Umfeld des Stahlpakt MC wurde wegen Straftaten ermittelt. Nach Recherchen gibt es zwischen der Rocker- und der Neonaziszene in Thüringen immer wieder Kontakte. Einige der Mitglieder werden beiden Szenen zugerechnet.


Germany - MRB.

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