Rivalität Hells Angels vs. Bandidos

 


HAMC Zurich
Wenn Schweizer Hells Angels und Bandidos aufeinandertreffen, endet das selten gut. Auch in der Schweiz wurde die alte Rivalität der beiden berüchtigten Motorradclubs schon offen ausgetragen: Im Mai 2019 lieferten sich in Belp über 30 Personen eine wilde Schlägerei, bei der auch Schüsse fielen. Zum Streit kam es, weil die damals nicht offiziell vertretenen Bandidos Schweiz ein Clublokal eröffnen wollten. Den vorherrschenden Hells Angels Switzerland war das ein Dorn im Auge: Zusammen mit dem befreundeten Broncos MC griffen sie die rund ein Dutzend Bandidos an, die an der Steinbachstrasse den Geburtstag eines Kollegen feierten. 22 Personen wurden im Nachgang zur blutigen Auseinandersetzung angeklagt, zwei davon wegen versuchter Tötung.

Durch den Hells Angels Angriff liess sich der Bandidos Motorcycle Club (BMC) allerdings nicht von seinem Vorhaben abbringen: Zweieinhalb Jahre später hat er sich offiziell in der Schweiz niedergelassen und zwei Ortsgruppen, sogenannte Chapter, in Thun und Sion gegründet, wie seiner Website zu entnehmen ist. Doch dem weltweit zweitgrössten Rockerclub nach den Hells Angels bläst hierzulande weiterhin ein rauer Wind entgegen.

Letzten August wurde an der Uttigenstrasse in Thun ein Gewerbegebäude durch Brandstiftung komplett zerstört. Es war aber nicht irgendein Gebäude: Wie mehrere Quellen bestätigen, befand sich im oberen Stock des Hauses seit wenigen Monaten das Clubhaus der Bandidos. «Diese sind sich sicher, dass die Hells Angels das Feuer gelegt haben, da sie die Bandidos nicht in der Schweiz haben wollen», sagt ein Szenekenner, der früher Mitglied eines Rockerclubs war. Die mutmasslichen Brandstifter wurden noch nicht gefasst, die Ermittlungen seien nach wie vor im Gang, heisst es bei der Berner Kantonspolizei auf Anfrage.

Spannungen scheint es derweil auch innerhalb des Thuner Bandidos Chapters zu geben. Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung in der Thuner Innenstadt wurde am vergangenen Wochenende ein Mann mit einem Messer verletzt. Ein deutscher Staatsangehöriger wurde verhaftet. Bei den insgesamt vier beteiligten Personen – zwei Deutsche, ein Pole und ein Schweizer – handelte es sich gemäss Informationen um Mitglieder des Bandidos MC. Demnach entbrannte zwischen zwei von ihnen ein Streit, woraufhin der eine auf den anderen einstach. Der verhaftete mutmassliche Messerstecher sei früher Mitglied der Hells Angels Deutschland gewesen, sagt der Informant. Ob dies beim Streit eine Rolle spielte, wisse er nicht. Klar sei aber, dass es die Hells Angels mit dem Ehrenkodex nicht allzu genau nehmen würden: «Da schaut jeder auf sich. Ex-Mitglieder tun sich deshalb schwer, sich in einem anderen Club zu integrieren.»

Den beiden Streithähnen droht neben juristischen Folgen respektive der Verletzung weiteres Ungemach. Wenn sich Bandidos oder Hells Angels nämlich vereinsintern an die Gurgel gehen, werden sie gemäss Rocker-Kodex als «out in bad standing» eingestuft, will heissen: aus dem Club geworfen und für «vogelfrei» erklärt. «Jeder Member, der den Ausgestossenen begegnet, muss ihnen auf die Fresse geben», erklärt der Szenekenner. Mitglieder, die mit dem Geächteten Kontakt pflegen, riskierten ihrerseits einen Rauswurf.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat Kenntnis von der Bildung zweier Ableger des Bandidos MC in der Schweiz. Auch wenn lediglich von einer tiefen zweistelligen Anzahl Angehöriger auszugehen sei, werde die bestehende Rivalität zwischen Bandidos und Hells Angels dadurch zusätzlich angeheizt – zumal letztere für sich eine übergeordnete Stellung in der Schweizer MC-Szene beanspruche: «Die Bildung von Schweizer Bandidos Ableger hat die Spannungen zwischen den beiden MC verschärft», schreibt das Fedpol auf Anfrage. Man habe Kenntnis von einer einstelligen Anzahl teilweise strafrechtlich relevanter Vorfälle, die mutmasslich diesem Konflikt zuzurechnen seien.

Die Präsenz mehrerer rivalisierender Gruppierungen habe in den letzten Jahren mehrfach zu Spannungen und Übergriffen geführt, so das Fedpol weiter. Diese hätten bis anhin aber nicht die Intensität erreicht, wie sie etwa wiederholt in einigen deutschen Bundesländer festgestellt worden seien.

Switzerland - MRB.

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