Schuss auf Mitglied der Hells Angels

 

Nach dem Schuss auf ein Frankfurter Hells Angels Mitglied in der belebten Sushi-Bar Monchi’s Frankfurt Freßgass herrscht Anspannung – bei Ermittlungsbehörden und in der Unterwelt.Denn noch sind die Hintergründe der Attacke auf den 54-Jährigen aus dem Umfeld von Hells Angels Präsident Schnitzel Walter Burkhard unklar.

Im Milieu kursiert die Version, es habe im Rhein-Main-Gebiet eine Spaltung der Hells Angels Frankfurt gegeben. Das neue Charter trage einen Kampf um die Vorherrschaft mit den alteingesessenen Hells Angels Westcity um Schnitzel-Walter aus.

Das würde stark an die Auseinandersetzungen der Frankfurter Angels mit Aygün Mucuk erinnern. Er gründete den Ableger Hells Angels Gießen, es folgten Schießereien unter „Brüdern“ in Frankfurt. Dabei wurde Mucuk 2014 am Katana Club von einem Frankfurter Hells Angels Mitglied in Notwehr angeschossen, überlebte wie durch ein Wunder. 2016 wurde Mucuk in seinem Gießener Clubhaus dann regelrecht von Kugeln durchsiebt. Die Täter sind bis heute nicht identifiziert.

Ein andere Variante lautet, ein Afghanischer Clan aus Frankfurt-Sossenheim, der ebenfalls im Nachtleben aktiv ist, stecke dahinter, wolle den Hells Angels Rocker Konkurrenz machen. Dafür würde sprechen, dass der Schütze (ca. 30 Jahre alt) als dunkelhäutig mit „Afghanischem Aussehen“ beschrieben wurde.

Die Polizei wies auch darauf hin, dass auch andere Gruppierungen hinter der Tat stecken könnten. Das werde derzeit geprüft. Einige Gastronomiebetriebe auf der Frankfurter Fressgass sind dem Vernehmen nach in der Hand unterschiedlicher Gruppierungen.

Bei der Polizei wird fieberhaft an der Aufklärung gearbeitet – und alles versucht, Racheakte zu verhindern. Denn eines ist klar: Der Angriff war eine Botschaft.

Ein Ermittler: „Wir wissen noch nicht, wer es war und was dahintersteckt. Aber sicher war der Täter nicht irgendwer, sondern ein Profi. In so einem voll besetzten Lokal eiskalt auf ein Full Member der Hells Angels zu schießen, das macht nicht irgendwer.“

Offiziell sind die Hells Angels Westend und Hells Angels Frankfurt schon seit mehr als einem Jahrzehnt verboten. Boris Rhein (CDU), damals noch Innenminister, hatte die beiden Ableger 2011 verboten. Er stand nach Veröffentlichung von geheimen Polizeiprotokollen im Verdacht, selbst in Kontakt mit der Rockbande zu stehen. Er wies die Vorwürfe zurück. Nach dem Verbot durften die Kennzeichen der Vereine weder in der Öffentlichkeit verwendet noch weiter verbreitet werden.

Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die alten Club-Strukturen nach wie vor Bestand haben und die Szene große Teile des Bordell-Millieus kontrollieren. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Konflikten mit rivalisierenden Rockern.

Zuletzt sorgte ein Prozess vor dem Frankfurter Landgericht im Juni für Aufmerksamkeit: Damals überfielen fünf Männer einen Kiosk im Allerheiligenviertel, der einer deutsch-türkischen Großfamilie gehörte. Einem Bericht zufolge, waren ein paar der Angreifer ebenfalls Mitglieder der Hells Angels, andere gehörten zu einer Gruppierung aus dem Frankfurter Stadtteil Sossenheim. Hintergrund für die Tat waren Auseinandersetzungen zwischen der Großfamilie und der anderen Gruppe. Getötet oder verletzt wurde bei der Attacke niemand.

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