Waffenfunde bei Bandidos Austria

 

Der gigantische Waffenfund inklusive NS-Devotionalien bei den Bandidos MC Austria wirft ein Schlaglicht auf die Motorradklub-Szene. Doch wer sind die Gangs, und was tun sie?

Es war ein, gelinde gesagt, aufsehenerregender Fund: Granatwerfer, Maschinenpistolen, Langwaffen; dutzende Pistolen und Waffenteile für die Herstellung von hunderten weiteren. All das in Mengen, die selbst erfahrene Verfassungsschützer verblüfften. Dazu: Nazi-Devotionalien, mehr als 500 Stück – Hakenkreuzfahnen, Uniformen, Wehrmachthelme, Medaillen mit dem Konterfei von Adolf Hitler.

All das haben die Behörden jüngst im Zuge einer großangelegten Razzia bei 13 Hausdurchsuchungen in Ober- und Niederösterreich ausgehoben. Am Montag gab es sechs Festnahmen, insgesamt bisher zehn, heißt es aus dem Innenministerium. Wer sich da mit einem enormen Waffenarsenal eingedeckt hat, ist außerhalb Österreichs noch deutlich bekannter als hierzulande: der Bandidos Motorcycle Club Austria.

Die Bikergang wurde 1966 in der texanischen Großstadt Houston gegründet und hat heute tausende Mitglieder in rund zwei Dutzend Ländern der Welt. Damit ist sie nach den Hells Angels der zweitgrößte Motorradklub weltweit. Charakteristisch sind die schweren Motorräder, meist vom US-Hersteller Harley Davidson, und die in der Szene „Kutten“ genannten Lederwesten, häufig mit dem Gang-Logo am Rücken.

Berüchtigt sind die Rockerklubs aber für etwas anderes: ihr Tagesgeschäft in der organisierten Kriminalität. Die Bikergangs finanzieren sich nämlich über weite Strecken mit Drogen- und Menschenhandel, in vielen Ländern auch durch Schutzgelderpressungen.

Wofür genau der österreichische Ableger der Bandidos all die Waffen gesammelt und gehortet hat – ob für Handel, Territorialkämpfe mit anderen Gangs oder für etwaige Umsturzpläne in der Republik –, ist noch Gegenstand von Ermittlungen.

Im Innenministerium wurde zur „Rockerkriminalität“ bereits vor gut einem halben Jahr eine Arbeitsgruppe aus mehreren Abteilungen, von spezialisierten Ermittlern des Bundeskriminalamts bis zur Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), aufgestellt. Von der Auswertung der bei der Razzia beschlagnahmten Datenträger erhoffen sich die Behörden nun auch Antworten auf die zentralste Frage: Was genau führten die rechten Rocker eigentlich im Schilde?

Seit Jahren versuchen „Rechtsrocker“ in Österreich Strukturen aufzubauen. Das gelingt manchen Gruppen besser, anderen schlechter. Wie viele Personen in Bikerklubs aktiv sind, ist nicht bekannt. Hierzulande sind die Gangs bisher nicht mit Territorialkämpfen untereinander aufgefallen, sie sorgten aber dennoch für Schlagzeilen.

2017 etwa rückten in Wien-Margareten dutzende Beamte samt Panzerwagen an, um den damals europaweit gesuchten hochrangigen Kader der Hells Angels Leipzig, Marcus M., festzunehmen – was gelang. M. war in einen Mord an einem Biker-Rivalen in Deutschland verwickelt und fasste nach seiner Auslieferung eine lebenslange Haftstrafe aus.

Im Jahr darauf gab es eine Razzia in einem Wiener Gang-Lokal der United Tribuns. Im Raum standen Raub, Erpressung und Nötigung. In Deutschland wurde die Gruppe im September verboten. Dort waren Mitglieder mit Körperverletzungs- und Tötungsdelikten etwa in Kämpfen mit den Hells Angels aufgefallen. Aber auch mit Sexualstraftaten und Menschenhandel.

Klar ist außerdem, dass die Bandidos in Oberösterreich einen starken Konnex zur rechtsextremen Szene haben, konkret zu „Objekt 21“. Ein Ex-Führungsmitglied der einstigen Neonazi-Gruppe aus dem Bezirk Vöcklabruck wurde im Zuge der Bandidos-Razzien festgenommen. Die Rechtsextremen pflegten einst einen engen Draht zum Rotlichtmilieu, und ihr mehrfach verurteilter und nach wie vor inhaftierter früherer Boss sitzt wieder vor Gericht, weil er aus der Haft heraus versucht haben soll, über seine Schwester eine Maschinenpistole und Nazi-Devotionalien zu verkaufen.

Austria - MRB.

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